Oratorium „ELIAS“ von Felix Mendelssohn Bartholdy

Oratorium „ELIAS“ von Felix Mendelssohn Bartholdy

Aufführung

Am 30. April 2023 um 17 Uhr in der
Mutterhauskirche Kaiserswerth

Ausführende:

Die Kantorei Kaiserswerth mit Jugendkantorei

Manfred Bittner, Bariton (Elias)
Sabine Schneider, Sopran
Franziska Buchner, Alt
Bryan Lopez Gonzalez, Tenor
Gabriel Kuhn, Knabensopran

Camerata Kaiserswerth

Leitung: KMD Susanne Hiekel

 

Das Werk

Die Aufführung des Oratoriums „Elias“ stellt musikalisch die Kraft des Ersten Bundes, dem Bund Gottes mit dem jüdischen Volk und seinem Propheten Elias, in den Mittelpunkt. Der Prophet Elias  wird auch im Christentum und im Islam verehrt. Im Koran heißt der Prophet Ilias und gilt als einer der von Gott Gesandten und Gesegneten – somit ist Elias gleichzeitig Brückenbauer zwischen den Religionen.

Die Komposition lebt von der energischen Auseinandersetzung zwischen Polytheismus und Monotheismus: der kämpferische – und zugleich leidende – Prophet Elias versucht die Vielgötterei im Nordreich Israels, insbesondere den Baalskult zu beenden und alle Israeliten zurück zum Glauben an den einen Gott zu bringen. In einer Zeit der religiösen Desorientierung zeigt Elias dem Volk Israel, welche Bedeutung die liebende Hinwendung zum Gott Jahwe, dem Schöpfer der Welt und immerwährenden Bewahrer der Israreliten hat. 

Die Aufführung ist Teil unserer Konzertreihe, die unter dem Thema „ Raue Zeit / Erfüllte Zeit – Kirchenmusik gegen Resignation“ steht.

Das Oratorium ist ein energisches Bekenntnis zu Gott in den damals „rauen Zeiten“ der Anfeindung und der Zweifel an der Glaubensgrundlage des Judentums. Auch heute leben wir zweifellos in einer „rauen Zeit“, in der unsere bewährten Lebenskonzepte und religiöse Grundlagen, die in Krisen Halt geben können, u.a. durch politische, ökonomische und persönliche Ängste und Probleme in Frage gestellt werden. Das Volk der Israeliten befindet sich am Anfang der Handlung des Oratoriums in großer Not, dringend wird Regen benötigt, um die Ernährung der Menschen und somit das Weiterleben zu sichern. Es geht hier nicht nur um die auch heute so aktuelle Notsituation der Trockenheit der Erde, sondern auch um die Stärkung gegen geistige „Austrocknung und Durst“, die Suche und Sehnsucht nach Trost und Zuversicht in Notsituationen. Elias kämpft dagegen an, dass das Volk seine Glaubensgrundsätze in Notzeiten wegwirft, aber auch er wird von Zweifeln gepackt und muss feststellen „ ich bin nicht besser denn meine Väter“.  Er bleibt vor tiefer menschlicher Resignation nicht verschont, als er, um sein Leben zu retten, in die Wüste fliehen muss. Durch die Engel des Herrn getröstet und die Begegnung mit Gott am Berg Horeb gestärkt, fährt er schließlich im Feuerwagen gen Himmel. Das Oratorium endet mit einem großen hoffnungsvollen Lobpreis Gottes, vorher wird jedoch das Anfangsmotiv des „Durstes“ noch mal direkt aufgegriffen in der Zusage „wohlan alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser, kommt her zu ihm… so wird eure Seele leben“. Diese zunächst altmodisch anmutende Zusage, das unsere „Seele leben“ werde, mag uns vielleicht auch heute Kraft spenden – ein Oratorium mit vielen temperamentvollen, teilweise blutigen Auseinandersetzungen, das am Ende das Innehalten, Gottvertrauen und den großen Lobpreis des einen Gottes als Stärkung anbietet.

Für den als Kind getauften Felix Mendelsohn Bartholdy, der aus der jüdischen Familie des berühmten Religionsphilosophen Moses Mendelssohn stammte, war die enge Verbindung zwischen Judentum und Christentum ein wichtiges Lebensthema. Und für bedeutsam hielt er besonders den kämpferischen Glaubensweg des Propheten Elias, der sich in den „rauen Zeiten“ der religiösen Anfeindungen und Desorientierung ganz in den Dienst der Einheit Gottes stellte. Dieser sei, so Mendelssohn selbst, „[…] fast zu der ganzen Welt im Gegensatz, und doch getragen wie von Engelsflügeln.“

Pressestimmen

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Programm

 

Arthur Honegger: König David

Arthur Honegger: König David

Uraufführung

Komponist: Arthur Honegger
Datum: 01. November 1995
Ort: Stadtkirche Kaiserswerth

 

Thematik

Das Oratorium „König David“ wurde 1921 für ein Volkstheater in der französischen Schweiz komponiert. Der Dichter Rene Morax wählte den Stoff aus und schrieb ein Drama, das der in Frankreich lebende Schweizer Arthur Honegger (1892 – 1955) vertonte. Es ist eines der beliebtesten Oratorien des 20. Jahrhunderts. Die heute aufgeführte Fassung ist die Originalversion von 1921, aufgrund des großen Erfolges des Werkes arbeitete Honegger 1923 das Stück zu einer Fassung für ein großes Sinfonieorchester um. Honegger begründetete mit diesem Oratorium seinen Weltruhm.
Erzählt werden der Lebensweg und das Wirken Davids, der vom Hirtenjungen zum Bezwinger des Riesen Goliath und schließlich zum König über das vereinte Israel wird, wie es im alten Testament beschrieben ist. Im Mittelpunkt steht Davids Verdienst, das in viele Stämme zersplitterte Land zu vereinen, indem er den Glauben an den Gott Israels wieder als das einende Element hervorhebt. Er überführt die Bundeslade, das alte Kriegsheiligtum Israels, in seine Königsstadt Jerusalem (Satz Nr. 16 „Tanz vor der Bundeslade“). Gott wohnt im Zentrum des Landes, so bekommt er einen Ort, an dem er angesprochen werden kann. David ist der Vorbote der Verheißung Gottes, daß aus Davids Stamm der Sohn Gottes als Heilsbringer für alle Menschen kommen wird. Aber neben dem glaubensstarken David wird auch immer wieder der fühlende und für Sünden anfällige Mensch David geschildert. So entsteht ein farbiges und abwechslungsreiches Stück. Ein Sprecher erzählt die Handlung, die Musik „malt“ diese dann wie eine Schauspielmusik in ihrenTönen aus.
Wenn man sich vergegenwärtigt, daß Europa in der Zeit nach den gerade erlebten Schrecken des ersten Weltkrieges trotz enormer Interessensgegensätze um Vereinigung ringt, und zudem in der Schweiz das Problem der kantonalen Zersplitterung besonders vorherrschend ist, dann erhält die Aussage des Oratoriums noch eine weitere Dimension. Die im Schlußsatz dreimal wiederholte, choralartig vertonte Ankündigung, „Gott verheißt: es wird kommen der Tag, wo eine Blume Euch erblüht und ihr Gnadenkelch erglüht. 0 wie erquickt lieblich und hold alle Völker dieser Welt sein Odem des Lebens!“, wird zum Ausdruck einer großen Friedenssehnsucht und Friedenshoffnung. Das Werk vereinigt eine farbige, facettenreiche Darstellung des Lebens (Kriegsfanfaren, Freudentänze, Klage- und Bußgesänge) mit einer großen im Glauben an Gott und im Vertrauen auf seine Verheißung verwurzelten Zukunftsvision.

Ausführende:

Dorothea Wohlgemut, Sopran
Ursula Kunz, Alt
Wolfram Wittekind, Tenor
Dirk Schrotemeier Sprecher

Camerata Instrumentale Kaiserswerth Chor der Stadtkirche

Gesamtleitung: Susanne Hiekel

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König David Programm

Pressestimmen

Rheinische Post – Düsseldorf

 

Giacomo Puccini „Messa di Gloria“, Francis Poulenc „Gloria“

Giacomo Puccini „Messa di Gloria“, Francis Poulenc „Gloria“

Aufführung

Sonntag, 21. Juni, 2009 18 Uhr
Mutterhauskirche Kaiserswerth

Francis Poulenc „Gloria“
Giacomo Puccini: „Messa di Gloria“

Thematik

Das Geistliche im Weltlichen

Eine facettenreiche religiöse Musik eigener Prägung, mit pathetischen, aber auch mit raffinierten antiromantischen Momenten, verdankt die Musikwelt dem französischen Komponisten Francis Poulenc (1899- 1963). Sein „Gloria“ für Chor, Solosopran und großes Orchester ist in diesem Kontext – zu dem auch ein Musiktheaterwerk gehört – eines von Poulencs wichtigsten Werken. Es enthält volkstümlich anmutige, teilweise geradezu kühn gesetzte Melodien mit ungewöhnlichen Rhythmen, aber daneben auch ruhige und melancholische Passagen. Gegensätze durchziehen diese Komposition an vielen Stellen: Heiterkeit steht in unmittelbarer Nähe von Ernst, Lautes neben Leisem. Ergebnis ist eine Musik, die den Hörer sofort „anspringt“, ja ihm Freude spendet, da sie die gegensätzlichen Facetten des Lebens in verständlicher Sprache ausdrückt. Der Text des „Gloria“ aus der lateinischen Messe eignet sich hierfür besonders gut, da er auf engem Raum die aus der Weihnachtsbotschaft bekannte freudige Engelsbotschaft „Gloria in excelsis Deo“ mit dem fröhlichen Lobpreis und der innigen Bitte um Erbarmen verbindet. In Poulencs Komposition nimmt diese Bitte einen besonderen Raum ein, indem das Miserere nobis als ergreifender Ruf noch vor dem letzten Amen wiederholt wird.

Manche jener faszinierend auskomponierten Emotionen, die Puccinis „Messa di Gloria“ auszeichnet, erwartet man vielleicht eher in der Oper als in einer Messe. Doch ähnlich wie bei Puccinis großem Vorgänger Giuseppe Verdi ist auch bei Puccini große Leidenschaftlichkeit nicht allein dem Musiktheater vorbehalten, sondern auch bei glaubensstarker kirchlicher Musik anzutreffen. Der Bezug zur Kirche hat im Falle von Giacomo Puccini (1858-1924) auch mit der Biografie des Komponisten zu tun: Puccini stammte aus einer angesehenen Musikerfamilie, die seit mehreren Generationen die Organisten und Maestri am Dom der italienischen Stadt Lucca stellte. Eine Laufbahn als Kirchenmusiker schien zunächst sogar selbstverständlich für Puccini zu sein. Schon im Alter von 14 Jahren war er ein versierter Organist. Und im Jahre 1878 errang er mit dem Credo, der Keimzelle der „Messa di Gloria“, seinen ersten Erfolg als Komponist. Dennoch zog es ihn nach dem Erlebnis von Verdis „Aida“ magisch zum Bereich der Oper hin. Und so blieb die „Messa di Gloria“, 1880 in Lucca uraufgeführt, Puccinis einziges geistliches Werk von Bedeutung. Schon das Orchestervorspiel des Kyrie sowie die lyrischen Chorpartien lassen in diesem Werk den suggestiven Melodiker erkennen. Im Gloria werden opernhafte Elemente ganz offenkundig: Der liturgische Text wird bildhaft „in Szene gesetzt“, beginnend mit dem volkstümlich jubelnden „Gloria in excelsis“ der Chorstimmen, endend mit einer breit angelegten Schlussfuge, in die am Schluss das „Gloria“- Thema kunstvoll hineintönt. Dies ist nicht nur ein Beweis satztechnischer Meisterschaft, sondern geradezu ein Akt-Finale von umwerfender Wirkung. Das Credo stellt machtvolle Chor-Unisoni und homophone Chorsätze lyrisch zarten innigen Partien gegenüber. Die Messe endet mit einem von tänzerischer Eleganz geprägten, fast schwerelos schwebend erscheinenden Agnus Dei. Gerade dieser Schlusssatz des Werkes gibt einen Anhaltspunkt für die für Puccini selbstverständliche Verknüpfbarkeit geistlicher und weltlicher Bereiche, fand doch dieser Satz später Eingang in die berühmte Oper „Manon Lescaut“.

Unser heutiges Konzert ist ein Teil des diesjährigen Gesamtprojektes „Das Geistliche im Weltlichen“. Dieses Projekt deutet auf den Perspektivenreichtum der kirchenmusikalischen Arbeit unserer Gemeinde. Hierzu gehört die bewusste Entscheidung, außer den bekannten Werken der Oratorientradition auch Raritäten sowie bedeutende geistliche Werke der Moderne zu präsentieren, gleichzeitig aber auch im Bereich des Musicals oder der populären Musik nach kreativen Wegen und Weitungen zu suchen – und dabei nach Verknüpfungsmöglichkeiten mit dem klassischen Repertoire. Selbstverständlich ist es eines der Ziele unserer Arbeit, eine bewusste Wahrnehmung der geistigen Potentiale aller aufgeführten Musikwerke zu ermöglichen – und dabei sowohl die trennenden wie auch die verbindenden Momente zwischen ihnen auszuloten. Alle Teilprojekte, die unter dem bewusst doppeldeutigen Reihentitel „Das Geistliche im Weltlichen“ stehen, oszillieren zwischen beiden Polen, enthalten aber zugleich auch wesentliche Konstellationen, in denen Weltliches und Geistliches unauflöslich miteinander verschränkt wird. War es im ersten Projekt (der Aufführung von „Dark Side Of The Moon“ im März 2009) die montageartige Kombination einer auf die heutige Lebenswelt bezogenen Rockmusik mit Bachschen Chorälen, so gelangen im Projekt „Puccini-Poulenc“ zwei thematisch eng verwandte Werke zur Aufführung, die jeweils die Sphäre des Kirchlichen durch explizit weltliche Momente zu reflektieren und zugleich künstlerisch anzureichern suchen. In einem dritten Schritt des Projekts, einem Kindermusical (Aufführung im kommenden September) wird dann eine auch für Kinder verständliche Klangsprache präsentiert, die geistliche und weltliche Traditionen in großer Selbstverständlichkeit miteinander verknüpft.

 

Ausführende

Sabine Schneider, Sopran
Boris Pohlmann, Tenor
Alexander Schmidt, Bariton
Die Kantorei Kaiserswerth
Kaiserswerther Camerata Instrumentale
(Martin Schäfer, Konzertmeister)

Leitung: Susanne Hiekel

 

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Ein Überlebender aus Warschau und Brahms Requiem

Ein Überlebender aus Warschau und Brahms Requiem

Aufführung

Sonntag, 19. November, 2006 17 Uhr
St. Suitbertus Basilika Laiserswerth

Johannes Brahms

EIN DEUTSCHES REQUIEM

Opus 45 nach Worten der Heiligen Schrift
für Sopran, Bariton, 
Chor und Orchester

Arnold Schönberg

A SURVIVOR FROM WARSAW
(Ein Überlebender aus Warschau) opus 46

für Erzähler, Männerchor und Orchester

Thematik

Innerhalb der Tradition der großen Requiem-Kompositionen nimmt das Deutsche Requiem von Johanns Brahms einen besonderen Platz ein, da es statt einer liturgischen Totenmesse eine Kantate zum Trost für die Leidtragenden ist. Es erinnert an Vergänglichkeit und menschliches Leid, setzt aber aller Traurigkeit auch Trost, Hoffnung und sogar Zuversicht entgegen. Der Titel „Ein deutsches Requiem“ weist zunächst auf die deutsche Sprache hin (der Text im traditionellen Requiem ist lateinisch). Zugleich deutet er darauf, dass das Werk an kein Dogma und keine Konfession gebunden ist, sondern als Trost für alle Menschen zu verstehen sei. Brahms selbst schrieb in einem Brief an J. Reinthaler: „…ich will bekennen, dass ich recht gern auch das ,Deutsch‘ fortließe und einfach den ,Menschen‘ setzte“.

In unserer heutigen Aufführung wird zwischen den Sätzen IV und V des Requiems von Brahms ein berühmtes anderes Werk eingeschoben: Arnold Schönbergs unvergleichliche Komposition „Ein Überlebender aus Warschau“ aus dem Jahre 1947. Dies geschieht in der Überzeugung, dass sich dadurch in erhellender Weise sowohl Korrespondenzen wie auch Kontrastwirkungen zwischen beiden Werken ergeben. Eine solche Verknüpfung könnte dazu verhelfen, jenseits des routinierten Umgangs mit einem Klassiker der Chorliteratur im Werk von Brahms ganz neue Impulse oder Qualitäten zu entdecken. Es ist überdies auch darauf zu beziehen, dass auch bei der Uraufführung des „Deutschen Requiems“ 1868 im Bremer Dom andere Kompositionen an dieser Stelle eingeschoben wurden.

Arnold Schönberg, der ein großer Verehrer der Musik von Johannes Brahms war und als einer der ersten die zukunftsweisenden Potentiale in ihr entdeckte, schuf ein hochexpressives, die Grausamkeiten des Nationalsozialismus nicht beschönigendes Werk, in welchem er beschreibt, wie die Bewohner des Warschauer Ghettos zusammengetrieben werden und gemeinsam das fast vergessene jüdische Glaubensbekenntnis  „Sch‘ma jisrael“ („Höre, Israel, der Ewige, unser Gott, ist ein einiges, ewiges Wesen…“) anstimmen. „Ein Überlebender aus Warschau“ ist eine kurze, aber intensive Kantate für großes Orchester, einstimmigen Männerchor und Sprecher.

Arnold Schönberg, der ein großer Verehrer der Musik von Johannes Brahms war und als einer der ersten die zukunftsweisenden Potentiale in ihr entdeckte, schuf ein hochexpressives, die Grausamkeiten des Nationalsozialismus nicht beschönigendes Werk, in welchem er beschreibt, wie die Bewohner des Warschauer Ghettos zusammengetrieben werden und gemeinsam das fast vergessene jüdische Glaubensbekenntnis  „Sch‘ma jisrael“ („Höre, Israel, der Ewige, unser Gott, ist ein einiges, ewiges Wesen…“) anstimmen. „Ein Überlebender aus Warschau“ ist eine kurze, aber intensive Kantate für großes Orchester, einstimmigen Männerchor und Sprecher.

Schönberg beschreibt darin das für die Organisation des NS-Terrors typische Szenario einer Appellselektion zur Bestandskontrolle und Ausmusterung zum Tode verurteilter Inhaftierter und greift dabei auf  Schemata des NS-Lageralltags zurück. Zu den Kernaspekten der Komposition, die auch in ihrer musikalischen Struktur reflektiert werden, gehört die Frage der Unentrinnbarkeit. Zugleich spielt die Arbeit mit verschiedenen Motiven der Angst und der Bedrohung eine Rolle. Zur Intensivierung trägt überdies die Tatsache bei, dass Schönberg  zwischen englischer, deutscher und hebräischer Sprache wechselt, das Deutsche für die Sprache der damaligen Terror-Herrschaft reservierend. 

Das Werk nimmt zwar konkret Bezug auf das Warschauer Ghetto und unterstreicht das Unvergleichliche des NS-Vernichtungsterrors, gehört aber zugleich zu jenen Kunstwerken, die eine Offenheit für die erschütternde Momente der Geschichte zu erzeugen vermögen. Es zählt zu den wegweisenden und eindringlichsten Kompositionen des 20. Jahrhunderts. Durch das Anstimmen des  jüdischen Gebets „Sch’ma  jisrael“ in einer existenziell höchst bedrohlichen Situation der Übermacht des Terrors setzt Schönberg dem Erlebnis des Schreckens am Ende des Stückes einen Lebensentwurf  auf höherer Stufe entgegen, aus dem sich die Identität des Einzelnen begreift.

Ausführende

Eva Budde, Sopran
Sebastian Klein, Bariton und Sprecher

Der Chor der Stadtkirche Kaiserswerth

Die Heidelberger Studentenkantorei der Heiliggeistkirche
(Einstudierung: Christoph A. Schaefer)

Camerata Instrumentale Kaiserswerth

Leitung: Susanne Hiekel

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Vom Mahnmal zum Lobgesang

Vom Mahnmal zum Lobgesang

Aufführung

Sonntag, 16. November, 17 Uhr
Mutterhauskirche Kaiserswerth

Oratorienkonzert mit Chor und Orchester
„Vom Mahnmal zum Lobgesang“

Bohuslav Martinu: “Mahnmal für Lidice“ (für Orchester)
Felix Mendelssohn Bartholdy: Sinfonie-Kantate „Lobgesang“ op.52

Thematik

Musik hat wohl zu allen Zeiten dem Gedenken und der Versöhnung gedient. Und doch kann man behaupten, dass dieser Aspekt gerade in jüngerer Zeit deutlicher hervorgetreten ist, bedingt vor allem durch die politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts und die durch sie hervorgerufenen Diskussionen über die Frage der Verantwortung, die Künstler zu übernehmen vermögen. Das Jahr 2014 bietet gleich mehrere zeitgeschichtliche Anlässe zur Erinnerung und Versöhnung: Wir erinnern uns an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren, an den Beginn des  Zweiten Weltkrieges  vor 75 Jahren, aber zugleich auch an einen weltpolitisch wichtigen Akt der Befreiung – nämlich an den Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren.

In der Komposition „Mahnmal für Lidice“ des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu erinnert dieser an die Ausrottung des im Titel genannten tschechischen Dorfes durch die Nationalsozialisten. Martinu will mit seinem Stück nicht nur aufrütteln und die Erinnerung an dieses Ereignis wach halten, sondern einen Apell an die „Freiheit des Geistes, die Freiheit der Menschheit“ formulieren. Mendelssohns Lobgesangssinfonie ist nicht nur ein vielstimmiges Lob Gottes, sondern auch ein beschwörender Ruf an die Menschen, sich des Göttlichen in ihnen zu der göttlichen Offenbarung gegenüber würdig zu erweisen. Darin liegt zugleich eine zentrale beide Werke des Konzerts verbindende Aussage.

Ausführende

Insun Min-Neuburger, Sopran I
Sabine Kallhammer, Sopran II
Raphael Pauß, Tenor
Die Kantorei Kaiserswerth
Kaiserswerther Camerata Instrumentale
Konzertmeister, Martin Schäfer

Leitung: Susanne Hiekel

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