FLÜSSIGES LICHT – eine metamoderne Performance

FLÜSSIGES LICHT – eine metamoderne Performance

FLÜSSIGES LICHT – eine metamoderne Performance

von Leonhard Bartussek

Uraufführung

Sonntag, 12. November, Aufführungen um 17 Uhr und 18.30 Uhr (Zwei Aufführungen, Dauer ca 55 Minuten)

Mutterhauskirche Kaiserswerth
Zeppenheimer Weg 22
40489 Düsseldorf

Die Aufführung der Bach-Kantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ BWV 106 in Verschränkung mit neuer Flüssiger Musik von Leonhard Bartussek, sowie Licht- Objekt- und Videoinstallationen des Düsseldorfer Künstler*innen-Kollektivs Liquid Visuals Collective

Programmheft

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Mitwirkende

Leonhard Bartussek,

Leonhard Bartussek,

Komponist, Konzeption

Leonhard Bartusseks Wurzeln liegen in der klassischen Musik. Er studierte in Graz, Köln und an der Juilliard School in New York, war Mitglied des Tango-Punk-Kollektivs „Astillero“ in Buenos Aires und spielte als Barockcellist auf allen Kontinenten und großen Bühnen dieser Welt, wie der Philharmonie Berlin und Köln, Carnegie Hall New York, Concertgebouw Amsterdam, Barbican Center London, Théâtre des Champs-Élysée Paris, etc. Radio-, CD-, TV- und DVD- Aufnahmen für WDR, NDR, France Musique, ORF, Sony, Arte, 3Sat, Deutsche Grammophon, Harmonia Mundi, Warner Brothers, u.a. Er arbeitete mit Ensembles wie Concerto Köln, der Wiener Akademie, Il Pomo D`Oro, Les Musiciens du Prince Monaco, Festspielorchester Göttingen, Harmonie Universelle und spielte unter Dirigenten wie Jordi Savall, Christopher Hogwood, Ton Koopman, Nicholas McGegan, Lawrence Cummings, Masaaki Suzuki oder William Christie. Seit einigen Jahren widmet er sich nun ausschließlich dem Entwickeln seiner eigenen Musik und ist an der Schnittstelle zur Bildenden Kunst tätig. Er entwickelt verschiedene immersive Formate als spartenübergreifende Performances, oder als in ihrem fixierten, zeitlichen Verlauf aufgebrochene Klanginstallationen, die eingebettet in künstlerischen Environments, individuell erlebbar werden. Er entwickelt einen neuen Musik-Stil, den er Flüssige Musik nennt. Dabei handelt es sich um eine Art Meta-Genre, das Elemente unterschiedlicher, oftmals heterogener Musiksprachen verschiedener Epochen und Kulturräume, miteinander zu einem losen Gewebe verbindet. Leonhard Bartussek versucht in seinem künstlerischen Tun die zum Teil ideologisch verfestigten Grundpfeiler der eurozentrischen (Post-) Moderne aufzuweichen und neue Räume zu schaffen für eine metamoderne Gegenwart. Von ihm konzipierte Projekte mit neuen Kompositionen seiner Flüssigen Musik wurden aufgeführt bei der Styriarte in Graz, im Lincoln Center New York, beim zamus- Festival in Köln und zuletzt im Bozar in Brüssel. Als seinen größten Erfolg betrachtet der Künstler jedoch den Umstand, dass so herausragende Künstler*innen, wie Sie sie an diesem Abend erleben dürfen, mit ihm zusammenarbeiten.

www.leonhardbartussek.com

Clint van der Linde

Clint van der Linde

Countertenor

Clint van der Linde begann im Alter von zehn Jahren an der Drakensberg Boys‘ Choir School zu singen. Als Knabensopran-Solist trat er mit den meisten großen Orchestern Südafrikas auf. Im Jahr 1996 wurde ihm ein Stipendium für einen einjährigen Aufenthalt am Eton College angeboten, während dessen er ein Stipendium der Königin Elisabeth, der Königinmutter, erhielt für ein vierjähriges Bachelor-Studium am Royal College of Music in London. Während seines Studiums besuchte Clint Meisterkurse bei Roger Vignoles, Sarah Walker, Michael Chance und James Bowman, sowie Anthony Rolf-Johnson. Er hatte das Privileg, als Solist mit Gruppen, Orchestern und Konsortien in den USA, Europa und im Fernen Osten zu arbeiten, unter anderem mit dem Bach Collegium Japan, Philharmonia Baroque, The Orchestra of the Age of Enlightenment, Amsterdam Baroque Orchestra, der „Nederlandse Bachvereeniging“, der Hannover Band, Die Akademie für Alte Musik, Southern Sinfonia, Salzburger Camerata, Göttinger Festspiel Orchester, Die Lautten Compagney, Le Musiche Nove, BBC Scottish Orchester, Londoner Philharmoniker, Stuttgarter Barockorchester, Melbourne Symphony Orchester, The King’s Consort, Israel Camerata, Il Fondamento, dem Zürcher Kammerorchester und mit Dirigenten wie Sir Roger Norrinton, Ton Koopman, Frieder Bernius, Masaaki Suzuki, Nicholas McGegan, Jan Willem De Vriend, Kazushi Ohno, Lawrence Cummings, Claudio Osele, Nicholas Kraemer, Wolfgang Katschner, Stephen Layton, Robert King, Stephen Cleobury, Rene Jacobs, Peter Schreier, Paul Dombrecht, Leonardo Garcia Alarcon und Erin Helyard, George Petrou und Ruben Dubrovsky

Charles Daniels

Charles Daniels

Tenor

Charles Daniels ist am bekanntesten als Interpret für Barockmusik, doch seine erzählerische Begabung wird auch für Repertoire von Machault bis zur zeitgenössischen Musik hervorgehoben. Zu seinen CD-Aufnahmen gehören Monteverdis L’Orfeo mit Andrew Parrott, Bachs Matthäus-Passion mit der J.S.Bach-Stiftung St.Gallen, Händels Messias und Monteverdis Vesper mit dem Gabrieli Consort, Heracleitus mit dem Bridge Quartet und Lambert-Airings mit Fred Jacobs, Kilars Missa Pro Pace mit der Warschauer Philharmonie sowie zahlreiche Bach- und Purcell-Aufnahmen mit dem King’s Consort. In der diesjährigen Inszenierung von „Il Ritorno d’Ulisse/Jahr des magischen Denkens“ an der Bayerischen Staatsoper sang er die Doppelrolle des Ulisse und John Gregory Dunne. Seine Konzertauftritte reichen von BBC Radio 3 Recitals mit der Lautenistin Elizabeth Kenny und Händels Chandos Anthems in der Originalfassung an der Canons Estate Kirche bis zu Aufführungen von Brittens War Requiem (Canterbury, Lille) und Elgars Dream of Gerontius (Wroclaw). Kürzlich war er mit Les Voix Humaines auf Dowland-Tournee in Japan und mit Bruce Dickey auf einer Viadana-Tournee in Verona und der Schweiz. Charles‘ Rekonstruktionen von Gesualdos Sacrae Cantiones à6 wurden vom Gesualdo Consort Amsterdam uraufgeführt, und seine Vervollständigung von Purcells Ode „Arise my Muse“ wurde während des Barockfestivals in Montréal von Radio Canada gesendet. Er freut sich, an der Produktion „Flüssiges Licht – eine metamoderne Performance“

George Clark

George Clark

Bariton

studiert derzeit im Masterstudiengang Gesang bei Prof. Konrad Jarnot an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf. Ursprünglich aus Cornwall, England, begann er als Domchorist zu singen und erhielt später ein Bass Chor-Stipendien an der Truro Cathedral und am York Minster. Im Jahr 2018 schloss er sein Studium an der University of York mit einem First Class Honours Music Bachelor ab. Derzeit ist er Stipendiat des Deutschland-Stipendiums. Zu seinen Konzerterfahrungen gehören ein Solo-Liederabend mit Eric Schneider im Rahmen der Reihe Im Zentrum Lieder in Köln, Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“ im Orchesterzentrum in Dortmund und eine gemeinsame Aufführung von Brahms‘ „Die Schöne Magelone“ im Schauspielhaus Düsseldorf. Kürzlich erhielt er beim 2022 International Lied Festival in Zeist, Niederlande, Liedmeisterkurse von Robert Holl, Elly Ameling, Roderick Williams und anderen. Neben seiner Konzerttätigkeit ist er auch im Opernbereich aktiv. Zuletzt sang er die Rolle des Marcello in der Robert-Schumann-Hochschulproduktion von Puccinis „La Bohème“, und hat im Semi-Chorus von Brett Deans „Hamlet“ an der Bayerischen Staatsoper in München gesungen. 

 

Künstlerinnen des Liquid Visuals Collective Düsseldorf
Sabrina Haunsperg

Sabrina Haunsperg

Sopran und Kunst

Sabrina Haunsperg (1980 in Hallein/Ö) hat ihr Studium der Freien Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin bei Herbert Brandl absolviert. Sie zählt zu den renommiertesten Maler*innen ihrer Generation in Deutschland. Ihre Werke werden in Museen wie den Deichtorhallen Hamburg, dem Museum Wiesbaden, dem Kunstmuseum Bonn, den Kunstsammlungen Chemnitz oder dem Schauwerk Sindelfingen gezeigt. Aktuell zu sehen sind ihre der inhaftierten Musikerin und belarussischen Oppositionsführerin Maria Kalesnikava gewidmeten Bildtafeln in der Ausstellung „Keine Illusionen“ in der Hamburger Kunsthalle. Vom Medium Malerei ausgehend bewegt sich Haunspergs Arbeit vermehrt auch in andere Bereiche und Medien hinein, insbesondere in immersiven Formaten an der Schnittstelle zur Musik. Die in jungen Jahren an der Viola da Gamba ausgebildete Künstlerin hat einen Hintergrund in der Musik, der von Anbeginn die Entwicklung ihrer Malerei als ungegenständliche, musikalisch gedachte Kompositionen prägte. Heute knüpft sie erneut an diesen Wurzeln an und singt vorwiegend für sie entstandene Kompositionen Flüssiger Musik. Sie ist Mitglied des Liquid Music Collective, ihr Lehrer und Gesangspartner ist der renommierte Countertenor Valer Sabadus. Sabrina Haunsperg lebt und arbeitet gegenwärtig ind Düsseldorf und Wien.

www.sabrinahaunsperg.com

Liza Dieckwisch

Liza Dieckwisch

Kunst

*1989 in Kiel, studierte Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Ihre Arbeiten wurden unter anderem mit dem Rompreis der Villa Massimo (2022/23), mit dem Nordwestkunstpreis der Kunsthalle Wilhelmshaven (2020), dem Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds (2019), dem Förderpreis für Bildende Kunst der Stadt Düsseldorf (2017) und dem Werner Deutsch Preis für Junge Kunst des Museum Kurhaus Kleve (2016) ausgezeichnet. Sie zeigte ihre Arbeiten zum Beispiel im Museum für Neue Kunst Freiburg, im Kunstpalast Düsseldorf, im Neuen Wuppertaler Kunstverein und im Museum Kurhaus Kleve. Zahlreiche Artist in Residences führten sie unter anderem nach Seoul, Kyoto, Detroit und Bukarest. Wichtiger Bestandteil ihr künstlerischen Praxis ist Zusammenarbeit in den zwei Künstlerinnenkollektiven Mother Of Pearl (seit 2013) und Artist Mukbang (seit 2018) . Liza Dieckwisch lebt und arbeitet in Düsseldorf und Kiel.

www.liza-dieckwisch.de

Jungwoon Kim,

Jungwoon Kim,

Kunst

*1981, Seoul, Südkorea, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Sie studierte Bildende Kunst an der Hongik University in Seoul und der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Rita McBride and Prof. Martin Gostner. Seit ihrem Abschluss im Jahr 2014 hat sie international ausgestellt und verschiedene Projekte realisiert. Kim erhielt zahlreiche Stipendien und nahm an Artist Residencies teil. Sie ist zudem Mitglied des Künstlerkollektivs Mother Of Pearl. Zu ihren kürzlich realisierten Ausstellungen und Projekten gehören: Out to Lunch, 3:e Våningen, Göteborg, SE und Bloom, Düsseldorf, DE (2023), Die Grosse, Kunst Palast, Düsseldorf, DE (2023), yesterday, today, tomorrow, Zero foundation, Düsseldorf, DE (2022), 14.Salon der Künstler*innen, Museum Kurhaus, Kleve, DE (2022), Fireflies IV, Malkastenpark, Düsseldorf, DE (2022), HOWTO: USE NATURE, im Gewächshaus von Frau Mertens, Düsseldorf, DE (2022), Gewöhnung gegen alles, ArToll Kunstlabor, Bedburg-Hau, DE (2022), Serpentine and Supertoys, Ludwigsturm (Garten der Erinnerung), Duisburg, DE (Solo) (2021), Mother Of Pearl, Pavillon Projekt Flora Pondtemporary, St. Florian bei Linz, AT (2021)

www.jungwoon.de

Liquid Music Collective auf Barockinstrumenten:

Wei Hung – Blockflöten

Chia-Ying Chuang – Blockflöten

Sofia Diniz – Viola da Gamba

Torben Klaes – Viola da Gamba

Leonhard Bartussek – Cello, Klavier

Kinnon Church – Kontrabass

Jakob Wagner – Laute, Theorbe, E-Gitarre

Andreas Gilger – Orgel, Klavier und Rezitation

Die Kantorei Kaiserswerth

Leitung: KMD Susanne Hiekel

 

Zu dieser Aufführung

Am Sonntag dem 12. November feiert das multimediale Projekt „Flüssiges Licht“ für Chor, Soli, Barockensemble und Kunst-Installationen im Kirchenschiff der Mutterhauskirche Kaiserswerth seine Uraufführung. Zu erleben sein wird die Bachkantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ BWV 106 in Verschränkung mit neuer Flüssiger Musik von Leonhard Bartussek, sowie Licht- Objekt- und Videoinstallationen des Düsseldorfer Künstler*innen-Kollektivs Liquid Visuals Collective.

Susanne Hiekel holt internationale Künstler und Künstlerinnen in die Mutterhauskirche

Initiiert wurde das Projekt von Kirchenmusikdirektorin Susanne Hiekel, die das Musikleben Düsseldorfs seit Jahrzehnten prägt. Sie hat sich einen überregionalen Namen gemacht durch ihre herausragende Chorarbeit, regelmäßige Aufführungen großer Oratorien und ihre Initiative, neue und außergewöhnliche Musikprojekte zur Uraufführung zu bringen, wie beispielsweise 2017 die Oper zur Reformation „in exitibus“ von Alexander Stessin/Nicola Glück. Für das neue, kollaborative Projekt „Flüssiges Licht“ arbeitet Susanne Hiekel nun mit einem internationalen Team von Künstlern und Künstlerinnen unterschiedlicher Sparten zusammen, um ein sinnliches und meditatives Kunst-Erlebnis zu ermöglichen. Den künstlerischen und inhaltlichen Anker bildet die berühmte Trauer-Kantate des jungen J.S. Bach, die um die existentiellen Pole Endlichkeit/Sterblichkeit und die Hoffnung auf Erlösung kreist. Die Kantate bildet den Rahmen für die künstlerischen Erweiterungen und Reflexionen neuer Klänge, Texte und visuellen Einschübe der Künstler und Künstlerinnen.

 

Gesamtkonzept von Leonhard Bartussek

Für die Musik und das Gesamtkonzept von „Flüssiges Licht“ zeichnet der renommierte und international tätige Musiker, Künstler und Komponist Leonhard Bartussek (*1979) verantwortlich. Bartusseks Wurzeln liegen in der klassischen Musik. Er studierte in Graz, Köln und an der Juilliard School in New York, war Mitglied des Tango-Punk-Kollektivs „Astillero“ in Buenos Aires und spielte als Barockcellist auf allen Kontinenten und großen Bühnen dieser Welt, wie beispielsweise der Carnegie Hall in New York. Projekte mit seiner Flüssigen Musik wurden aufgeführt bei der Styriarte in Graz, im Lincoln Center New York, beim zamus- Festival in Köln und zuletzt im Bozar in Brüssel.

 

Bachkantate verschmilzt zu Gesamtkunstwerk „Flüssiges Licht“

Der Titel für das neu entstandene Gesamtkunstwerk „Flüssiges Licht“ ist einem Phänomen aus der Quantenphysik entlehnt. Eine neue Entdeckung zeigt, dass Photonen unter bestimmten Bedingungen die Eigenschaften von Flüssigkeit annehmen können. Angeregt von der stark assoziativen Vorstellung von flüssigem Licht arbeitet Leonhard Bartussek seine eigene Flüssige Musik in die Backkantate ein. Er komponiert zwischen die Kantatensätze meditative Einschübe, an einigen neuralgischen Stellen wird die Kantate aufgebrochen und neue Blasen Flüssiger Musik werden eingepflanzt, die dann in die Originalmusik Bachs wieder rückgeführt werden. Die neuartige Flüssige Musik des Komponisten, die aus der Stille entsteht und sich jeder Kategorisierung entzieht, berührt und zielt ohne Umwege auf die menschlichen Emotionen. Visuell wird ein Wechselspiel inszeniert zwischen dem abgedunkelten, meditativ konzentrierten Kirchenraum und den punktuell gesetzten Interventionen der Kunst-Installationen, die mit bestimmten Momenten der Musik in Resonanz treten. Gespielt wird die Musik Johann Sebastian Bachs und Leonhard Bartusseks von herausragenden Musikern und Musikerinnen der Kölner Alten Musik Szene, gesungen unter anderem vom belgischen Countertenor Clint van der Linde, dem britischen Bach-Spezialisten Charles Daniels, sowie der Kantorei Kaiserswerth. Die visuellen Erweiterungen werden erschaffen durch die an der Kunstakademie Düsseldorf ausgebildeten Künstlerinnen Sabrina Haunsperg, Liza Dieckwisch und Jungwoon Kim. Sabrina Haunsperg zählt zu den renommiertesten Malerinnen ihrer Generation in Deutschland, ihre ungegenständliche Malerei ist fest verankert in der Deutschen Museumslandschaft. Jungwoon Kim bringt mit ihren skulpturalen, experimentellen Installationen einen außereuropäischen Blick in das Projekt. Liza Dieckwisch war Meisterschülerin von Katharina Grosse und wurde letztes Jahr mit dem renommierten Rom-Preis der Villa Massimo ausgezeichnet. Die Künstlerinnen haben bereits in verschiedenen Konstellationen untereinander und mit Leonhard Bartussek zusammengearbeitet. Sie verbindet mit dem Komponisten ein Interesse an flüssigen, organischen Formen, die sich in verschiedenen Grenzbereichen verorten und so einen vielperspektivischen Imaginationsraum öffnen. Im Projekt „Flüssiges Licht“ in der Mutterhauskirche Kaiserswerth wird die Bachkantate mit den Beiträgen der jungen Künstler und Künstlerinnen zu einem metamodernen Gesamtkunstwerk verschmelzen.

Kartenvorverkauf ab 30.10.23
24 / 18 / 10 Euro, ermäßigt für Schüler und Studenten 20 / 15 / 7 Euro,
Bei Max Apel, Kaiserswerther Markt 21, 40489 Düsseldorf, Tel: 0211 401023

Eine Veranstaltung der Ev. Kirchengemeinde Kaiserswerth
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Landeshauptstadt Düsseldorf

 

Einführungsveranstaltung

Erläuterungen von Leonhard Bartussek (Komposition und Konzeption),
Pfarrer Jonas Marquardt und Kantorin Susanne Hiekel
Montag, 23. Oktober um 19.30 Uhr
Ev. Gemeindehaus, Fliednerstraße 6

Eine Veranstaltung der Ev. Kirchengemeinde Kaiserswerth
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Landeshauptstadt Düsseldorf

Kontakt für Presse-Rückfragen:
Leonhard Bartussek, office@leonhardbartussek.com, 0170 / 2394887
Susanne Hiekel, info@susannehiekel.de, 0151/52727051

Oratorium „ELIAS“ von Felix Mendelssohn Bartholdy

Oratorium „ELIAS“ von Felix Mendelssohn Bartholdy

Aufführung

Am 30. April 2023 um 17 Uhr in der
Mutterhauskirche Kaiserswerth

Ausführende:

Die Kantorei Kaiserswerth mit Jugendkantorei

Manfred Bittner, Bariton (Elias)
Sabine Schneider, Sopran
Franziska Buchner, Alt
Bryan Lopez Gonzalez, Tenor
Gabriel Kuhn, Knabensopran

Camerata Kaiserswerth

Leitung: KMD Susanne Hiekel

 

Das Werk

Die Aufführung des Oratoriums „Elias“ stellt musikalisch die Kraft des Ersten Bundes, dem Bund Gottes mit dem jüdischen Volk und seinem Propheten Elias, in den Mittelpunkt. Der Prophet Elias  wird auch im Christentum und im Islam verehrt. Im Koran heißt der Prophet Ilias und gilt als einer der von Gott Gesandten und Gesegneten – somit ist Elias gleichzeitig Brückenbauer zwischen den Religionen.

Die Komposition lebt von der energischen Auseinandersetzung zwischen Polytheismus und Monotheismus: der kämpferische – und zugleich leidende – Prophet Elias versucht die Vielgötterei im Nordreich Israels, insbesondere den Baalskult zu beenden und alle Israeliten zurück zum Glauben an den einen Gott zu bringen. In einer Zeit der religiösen Desorientierung zeigt Elias dem Volk Israel, welche Bedeutung die liebende Hinwendung zum Gott Jahwe, dem Schöpfer der Welt und immerwährenden Bewahrer der Israreliten hat. 

Die Aufführung ist Teil unserer Konzertreihe, die unter dem Thema „ Raue Zeit / Erfüllte Zeit – Kirchenmusik gegen Resignation“ steht.

Das Oratorium ist ein energisches Bekenntnis zu Gott in den damals „rauen Zeiten“ der Anfeindung und der Zweifel an der Glaubensgrundlage des Judentums. Auch heute leben wir zweifellos in einer „rauen Zeit“, in der unsere bewährten Lebenskonzepte und religiöse Grundlagen, die in Krisen Halt geben können, u.a. durch politische, ökonomische und persönliche Ängste und Probleme in Frage gestellt werden. Das Volk der Israeliten befindet sich am Anfang der Handlung des Oratoriums in großer Not, dringend wird Regen benötigt, um die Ernährung der Menschen und somit das Weiterleben zu sichern. Es geht hier nicht nur um die auch heute so aktuelle Notsituation der Trockenheit der Erde, sondern auch um die Stärkung gegen geistige „Austrocknung und Durst“, die Suche und Sehnsucht nach Trost und Zuversicht in Notsituationen. Elias kämpft dagegen an, dass das Volk seine Glaubensgrundsätze in Notzeiten wegwirft, aber auch er wird von Zweifeln gepackt und muss feststellen „ ich bin nicht besser denn meine Väter“.  Er bleibt vor tiefer menschlicher Resignation nicht verschont, als er, um sein Leben zu retten, in die Wüste fliehen muss. Durch die Engel des Herrn getröstet und die Begegnung mit Gott am Berg Horeb gestärkt, fährt er schließlich im Feuerwagen gen Himmel. Das Oratorium endet mit einem großen hoffnungsvollen Lobpreis Gottes, vorher wird jedoch das Anfangsmotiv des „Durstes“ noch mal direkt aufgegriffen in der Zusage „wohlan alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser, kommt her zu ihm… so wird eure Seele leben“. Diese zunächst altmodisch anmutende Zusage, das unsere „Seele leben“ werde, mag uns vielleicht auch heute Kraft spenden – ein Oratorium mit vielen temperamentvollen, teilweise blutigen Auseinandersetzungen, das am Ende das Innehalten, Gottvertrauen und den großen Lobpreis des einen Gottes als Stärkung anbietet.

Für den als Kind getauften Felix Mendelsohn Bartholdy, der aus der jüdischen Familie des berühmten Religionsphilosophen Moses Mendelssohn stammte, war die enge Verbindung zwischen Judentum und Christentum ein wichtiges Lebensthema. Und für bedeutsam hielt er besonders den kämpferischen Glaubensweg des Propheten Elias, der sich in den „rauen Zeiten“ der religiösen Anfeindungen und Desorientierung ganz in den Dienst der Einheit Gottes stellte. Dieser sei, so Mendelssohn selbst, „[…] fast zu der ganzen Welt im Gegensatz, und doch getragen wie von Engelsflügeln.“

Pressestimmen

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Programm

 

 

Konzertmitschnitt

ELIAS

von Die Kantorei Kaiserswerth | Mutterhauskirche 2023

Ein Deutsches Requiem & Kantate Omnia Tempus Habent

Ein Deutsches Requiem & Kantate Omnia Tempus Habent

Aufführung

Sonntag, 13. November, 2022 17 Uhr
Mutterhauskirche Kaiserswerth

Bernd Alois Zimmermann Kantate
OMNIA TEMPUS HABENT
für Sopran und 17 Instrumente

Einführung

Dem „Deutschen Requiem“ von Johannes Brahms, das in seiner musikalischen Gestaltung und seiner Konzeption anregend für einige Komponistenpersönlichkeiten des 20. und 21. Jahrhunderts wurde, wird in diesem Konzert gewissermaßen als Dialogpartner und Denkanstoß ein wichtiges Werk von Bernd Alois Zimmermann (1918- 1970) vorangestellt. Das Thema Zeit ist ein zentrales Thema im Schaffen dieses bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts, der in vielen Werken gerade die Zeit und deren Erleben in besonderer Weise mit künstlerischen Mitteln dargestellt hat. Es ging ihm hierbei insbesondere um die Differenz zwischen der gemessenen Zeit sowie jenes innere Zeiterleben, das er in Anlehnung an antike und mittelalterliche Gedanken als kugelgestaltig beschrieb – und als eine Art Zusammenführung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit kompositorischen Mitteln verstand. Insofern geht es im ersten Werk des heutigen Abends zunächst um das Leben und seine erfüllten Zeiten. Zimmermann komponierte die Kantate „Omnia tempus habent“ (Jegliches hat seine Zeit) im Jahre 1957. Es handelt sich hierbei um eine Vertonung von Texten der Vulgata aus dem 3. Kapitel des Predigers Salomo. Dies ist ein Text, der sogar in mehreren Werken Zimmermanns vorkommt und über dessen skeptische Töne und existenzielle Zweifel er immer wieder reflektierte. Der Text offenbart, dass der Mensch nicht Herr seiner Zeitbestimmung ist. Vor allem im Mittelteil dieser Kantate wird die Fülle der Wechselfälle des menschlichen Lebens auf musikalisch sehr farbige Weise vergegenwärtigt. Die Sopranstimme übernimmt dabei eine führende Rolle und ist überaus differenziert und expressiv ausgestaltet. Dies geschieht beispielsweise durch viele verschiedenen Arten des Singens, etwa durch große Sprünge in der Melodieführung, durch dynamische Kontraste auf engstem Raum und durch das Singen nach der gregorianischen Art des Rezitationstons (tonus rectus), aber auch durch Sprechgesang und gesprochene Passagen. Die für den Text besonders typischen Gegensatzpaare (z.B. lieben – hassen, schweigen – reden, Krieg – Frieden) werden auf unterschiedliche Weise vertont. Teils werden sie als musikalische Einheit zusammengefasst, teils musikalisch kontrastierend. So wird einerseits das Gegensatzpaar tacendi/loquendi (schweigen und reden) durch eine einheitliche Motivik und sogar einen formalen Zusammenhalt durch eine Umkehrung (musikalisch gesprochen: in Krebsform) gestaltet. Doch andererseits ist die Passage „tempus belli et tempus pacis“ (die Zeit des Kriegs und des Friedens) als großer Kontrast komponiert: „tempus belli“ wird mit hintergründigen, an Kriegstrommeln erinnernden rhythmischen Motiven eingeleitet, während die Zeit des Friedens durch ruhige Streicherklangflächengeprägt ist. Nach den Exemplifikationen der unterschiedlichen menschlichen Zeiten stellt der Prediger Salomo eine Frage, auf die er keine Antwort gibt: Welchen Gewinn erhält der Mensch durch seine Mühe? („Quid habet amplius homo de labore suo?“) Diese Frage ist für Zimmermann so bedeutend, dass er sie drei Mal in unterschiedlichen Ausdrucksweisen wiederholt. An die Stelle einer Antwort setzt der Prediger zunächst die Betonung der Schöpferkraft Gottes: „er hat alles gut gemacht zu seiner Zeit“. Sodann fügt er das Unverständnis des Menschen gegenüber dem Werk Gottes an: Gott habe die Ewigkeit bzw. die Weltzeit (mundum) ins Herz des Menschen gelegt. Jedoch könne der Mensch Gottes Werk nicht ergründen, weder den Anfang noch das Ende. Dass Zimmermann den Worten „ab initio usque ad finem“ (von Anfang bis zum Ende) zuletzt ein weiteres „ab initio“ anfügt, lässt an Friedrich Nietzsches von Wort von der „ewigen Wiederkehr“ denken. Auf diese Weise wird am Ende der Komposition deutlich, dass auch das Ende nicht festgelegt ist; es geht immer weiter. Musikalisch wird hier das rhythmische Motiv der Zeit des Krieges wieder aufgenommen, auch diese Zeit geht unaufhörlich weiter… Zum besonders Beeindruckenden dieses in lateinischer Sprache gehaltenen Werkes gehört auf musikalischer Ebene nicht zuletzt die Gelassenheit, die es trotz der vermeintlichen Ohnmacht des Menschen ausstrahlt – auch Zimmermanns Verwendung der lateinischen Sprache ist wohl in diesem überzeitlichen Sinne zu verstehen. Es ist eine existenzialistische Gelassenheit. Sie beinhaltet ein Staunen über die Mannigfaltigkeit des Lebens und ist von dem Gedanken geprägt, dass der Mensch nicht Herr seiner Zeitbestimmung ist, mithin kündet sie von einem adäquaten Umgang mit der Fülle der Wechselfälle des menschlichen Lebens. Das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms knüpft an einigen Stellen daran an, ich denke hier besonders an die Stelle „Ach wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben“. Das Werk konzentriert sich aber vor Sonntag, 13. November 2022, 17 Uhr Mutterhauskirche Kaiserswerth Bernd Alois Zimmermann Kantate OMNIA TEMPUS HABENT für Sopran und 17 Instrumente Johannes Brahms EIN DEUTSCHES REQUIEM Opus 45 nach Worten der Heiligen Schrift für Solisten, Chor und Orchester AUSFÜHRENDE: Manfred Bittner, Bariton Julia Hagenmüller, Sopran (Brahms) Aki Hashimoto, Sopran (Zimmermann) Camerata Instrumentale Kaiserswerth Kantorei Kaiserswerth Leitung: KMD Susanne Hiekel Mit freundlicher Unterstützung: allem auf die Suche nach Trost und Hoffnung für die Leidtragenden, für diejenigen, die über die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens traurig und verzweifelt sind. Das ist einer der Ausgangspunkte dieser Komposition. In gewissem Gegensatz zur traditionellen Bitte um Erlösung der Toten steht in ihr der Mensch im Vordergrund: der Lebende, der Zurückgelassene und derjenige, der Trauer und Leid zu tragen hat. Brahms sprach selbst davon, dass er im Titel des Werkes „recht gern auch das „Deutsch“ fortließe und einfach den „Menschen“ setzte“. Dieses Zitat aus einem Brief an Carl Reinthaler weist auf einen wesentlichen Aspekt: Diese Komposition ist bewusst keine deutsche Fassung einer lateinischen liturgischen Requiem-Vertonung, sondern reflektiert aus verschiedenen Perspektiven über den Tod und somit über die gesamte menschliche Existenz: über ihre Endlichkeit, über unser Trostbedürfnis, doch auch über die Hoffnung auf ewige Freude. Genießen Sie dieses Konzert, in dem unser mannigfaltiges Leben mit all seinen Schattierungen, unsere Endlichkeit und die Hoffnung auf Ewigkeit zum Klingen gebracht werden.

Ausführende

Manfred Bittner, Bariton
Julia Hagenmüller, Sopran (Brahms)
Aki Hashimoto, Sopran (Zimmermann)
Camerata Instrumentale Kaiserswerth Kantorei Kaiserswerth

Leitung: KMD Susanne Hiekel

 

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Programmheft 2022

 

Konzertmitschnitt 

Ein deutsches Requiem

von Die Kantorei Kaiserswerth | Mutterhauskirche 2022

Kantate Omnia Tempus habent

von Die Kantorei Kaiserswerth | Mutterhauskirche 2022

König David – Arthur Honegger

König David – Arthur Honegger

Uraufführung

Komponist: Arthur Honegger
Datum: 01. November 1995
Ort: Stadtkirche Kaiserswerth

 

Thematik

Das Oratorium „König David“ wurde 1921 für ein Volkstheater in der französischen Schweiz komponiert. Der Dichter Rene Morax wählte den Stoff aus und schrieb ein Drama, das der in Frankreich lebende Schweizer Arthur Honegger (1892 – 1955) vertonte. Es ist eines der beliebtesten Oratorien des 20. Jahrhunderts. Die heute aufgeführte Fassung ist die Originalversion von 1921, aufgrund des großen Erfolges des Werkes arbeitete Honegger 1923 das Stück zu einer Fassung für ein großes Sinfonieorchester um. Honegger begründetete mit diesem Oratorium seinen Weltruhm.
Erzählt werden der Lebensweg und das Wirken Davids, der vom Hirtenjungen zum Bezwinger des Riesen Goliath und schließlich zum König über das vereinte Israel wird, wie es im alten Testament beschrieben ist. Im Mittelpunkt steht Davids Verdienst, das in viele Stämme zersplitterte Land zu vereinen, indem er den Glauben an den Gott Israels wieder als das einende Element hervorhebt. Er überführt die Bundeslade, das alte Kriegsheiligtum Israels, in seine Königsstadt Jerusalem (Satz Nr. 16 „Tanz vor der Bundeslade“). Gott wohnt im Zentrum des Landes, so bekommt er einen Ort, an dem er angesprochen werden kann. David ist der Vorbote der Verheißung Gottes, daß aus Davids Stamm der Sohn Gottes als Heilsbringer für alle Menschen kommen wird. Aber neben dem glaubensstarken David wird auch immer wieder der fühlende und für Sünden anfällige Mensch David geschildert. So entsteht ein farbiges und abwechslungsreiches Stück. Ein Sprecher erzählt die Handlung, die Musik „malt“ diese dann wie eine Schauspielmusik in ihrenTönen aus.
Wenn man sich vergegenwärtigt, daß Europa in der Zeit nach den gerade erlebten Schrecken des ersten Weltkrieges trotz enormer Interessensgegensätze um Vereinigung ringt, und zudem in der Schweiz das Problem der kantonalen Zersplitterung besonders vorherrschend ist, dann erhält die Aussage des Oratoriums noch eine weitere Dimension. Die im Schlußsatz dreimal wiederholte, choralartig vertonte Ankündigung, „Gott verheißt: es wird kommen der Tag, wo eine Blume Euch erblüht und ihr Gnadenkelch erglüht. 0 wie erquickt lieblich und hold alle Völker dieser Welt sein Odem des Lebens!“, wird zum Ausdruck einer großen Friedenssehnsucht und Friedenshoffnung. Das Werk vereinigt eine farbige, facettenreiche Darstellung des Lebens (Kriegsfanfaren, Freudentänze, Klage- und Bußgesänge) mit einer großen im Glauben an Gott und im Vertrauen auf seine Verheißung verwurzelten Zukunftsvision.

Ausführende:

Dorothea Wohlgemut, Sopran
Ursula Kunz, Alt
Wolfram Wittekind, Tenor
Dirk Schrotemeier Sprecher

Camerata Instrumentale Kaiserswerth Chor der Stadtkirche

Gesamtleitung: Susanne Hiekel

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König David Programm

Pressestimmen

Rheinische Post – Düsseldorf

 

Giacomo Puccini „Messa di Gloria“, Francis Poulenc „Gloria“

Giacomo Puccini „Messa di Gloria“, Francis Poulenc „Gloria“

Aufführung

Sonntag, 21. Juni, 2009 18 Uhr
Mutterhauskirche Kaiserswerth

Francis Poulenc „Gloria“
Giacomo Puccini: „Messa di Gloria“

Thematik

Das Geistliche im Weltlichen

Eine facettenreiche religiöse Musik eigener Prägung, mit pathetischen, aber auch mit raffinierten antiromantischen Momenten, verdankt die Musikwelt dem französischen Komponisten Francis Poulenc (1899- 1963). Sein „Gloria“ für Chor, Solosopran und großes Orchester ist in diesem Kontext – zu dem auch ein Musiktheaterwerk gehört – eines von Poulencs wichtigsten Werken. Es enthält volkstümlich anmutige, teilweise geradezu kühn gesetzte Melodien mit ungewöhnlichen Rhythmen, aber daneben auch ruhige und melancholische Passagen. Gegensätze durchziehen diese Komposition an vielen Stellen: Heiterkeit steht in unmittelbarer Nähe von Ernst, Lautes neben Leisem. Ergebnis ist eine Musik, die den Hörer sofort „anspringt“, ja ihm Freude spendet, da sie die gegensätzlichen Facetten des Lebens in verständlicher Sprache ausdrückt. Der Text des „Gloria“ aus der lateinischen Messe eignet sich hierfür besonders gut, da er auf engem Raum die aus der Weihnachtsbotschaft bekannte freudige Engelsbotschaft „Gloria in excelsis Deo“ mit dem fröhlichen Lobpreis und der innigen Bitte um Erbarmen verbindet. In Poulencs Komposition nimmt diese Bitte einen besonderen Raum ein, indem das Miserere nobis als ergreifender Ruf noch vor dem letzten Amen wiederholt wird.

Manche jener faszinierend auskomponierten Emotionen, die Puccinis „Messa di Gloria“ auszeichnet, erwartet man vielleicht eher in der Oper als in einer Messe. Doch ähnlich wie bei Puccinis großem Vorgänger Giuseppe Verdi ist auch bei Puccini große Leidenschaftlichkeit nicht allein dem Musiktheater vorbehalten, sondern auch bei glaubensstarker kirchlicher Musik anzutreffen. Der Bezug zur Kirche hat im Falle von Giacomo Puccini (1858-1924) auch mit der Biografie des Komponisten zu tun: Puccini stammte aus einer angesehenen Musikerfamilie, die seit mehreren Generationen die Organisten und Maestri am Dom der italienischen Stadt Lucca stellte. Eine Laufbahn als Kirchenmusiker schien zunächst sogar selbstverständlich für Puccini zu sein. Schon im Alter von 14 Jahren war er ein versierter Organist. Und im Jahre 1878 errang er mit dem Credo, der Keimzelle der „Messa di Gloria“, seinen ersten Erfolg als Komponist. Dennoch zog es ihn nach dem Erlebnis von Verdis „Aida“ magisch zum Bereich der Oper hin. Und so blieb die „Messa di Gloria“, 1880 in Lucca uraufgeführt, Puccinis einziges geistliches Werk von Bedeutung. Schon das Orchestervorspiel des Kyrie sowie die lyrischen Chorpartien lassen in diesem Werk den suggestiven Melodiker erkennen. Im Gloria werden opernhafte Elemente ganz offenkundig: Der liturgische Text wird bildhaft „in Szene gesetzt“, beginnend mit dem volkstümlich jubelnden „Gloria in excelsis“ der Chorstimmen, endend mit einer breit angelegten Schlussfuge, in die am Schluss das „Gloria“- Thema kunstvoll hineintönt. Dies ist nicht nur ein Beweis satztechnischer Meisterschaft, sondern geradezu ein Akt-Finale von umwerfender Wirkung. Das Credo stellt machtvolle Chor-Unisoni und homophone Chorsätze lyrisch zarten innigen Partien gegenüber. Die Messe endet mit einem von tänzerischer Eleganz geprägten, fast schwerelos schwebend erscheinenden Agnus Dei. Gerade dieser Schlusssatz des Werkes gibt einen Anhaltspunkt für die für Puccini selbstverständliche Verknüpfbarkeit geistlicher und weltlicher Bereiche, fand doch dieser Satz später Eingang in die berühmte Oper „Manon Lescaut“.

Unser heutiges Konzert ist ein Teil des diesjährigen Gesamtprojektes „Das Geistliche im Weltlichen“. Dieses Projekt deutet auf den Perspektivenreichtum der kirchenmusikalischen Arbeit unserer Gemeinde. Hierzu gehört die bewusste Entscheidung, außer den bekannten Werken der Oratorientradition auch Raritäten sowie bedeutende geistliche Werke der Moderne zu präsentieren, gleichzeitig aber auch im Bereich des Musicals oder der populären Musik nach kreativen Wegen und Weitungen zu suchen – und dabei nach Verknüpfungsmöglichkeiten mit dem klassischen Repertoire. Selbstverständlich ist es eines der Ziele unserer Arbeit, eine bewusste Wahrnehmung der geistigen Potentiale aller aufgeführten Musikwerke zu ermöglichen – und dabei sowohl die trennenden wie auch die verbindenden Momente zwischen ihnen auszuloten. Alle Teilprojekte, die unter dem bewusst doppeldeutigen Reihentitel „Das Geistliche im Weltlichen“ stehen, oszillieren zwischen beiden Polen, enthalten aber zugleich auch wesentliche Konstellationen, in denen Weltliches und Geistliches unauflöslich miteinander verschränkt wird. War es im ersten Projekt (der Aufführung von „Dark Side Of The Moon“ im März 2009) die montageartige Kombination einer auf die heutige Lebenswelt bezogenen Rockmusik mit Bachschen Chorälen, so gelangen im Projekt „Puccini-Poulenc“ zwei thematisch eng verwandte Werke zur Aufführung, die jeweils die Sphäre des Kirchlichen durch explizit weltliche Momente zu reflektieren und zugleich künstlerisch anzureichern suchen. In einem dritten Schritt des Projekts, einem Kindermusical (Aufführung im kommenden September) wird dann eine auch für Kinder verständliche Klangsprache präsentiert, die geistliche und weltliche Traditionen in großer Selbstverständlichkeit miteinander verknüpft.

 

Ausführende

Sabine Schneider, Sopran
Boris Pohlmann, Tenor
Alexander Schmidt, Bariton
Die Kantorei Kaiserswerth
Kaiserswerther Camerata Instrumentale
(Martin Schäfer, Konzertmeister)

Leitung: Susanne Hiekel

 

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